Zahlreiche Beweise liegen dafür vor, dass vor mehr als anderthalb Jahrtausenden, zur Zeit der Römerherrschaft, in und bei Aachen ein weitverzweigtes Straßennetz teils militärischen, teils industriellen Zwecken gedient hat.
Um diese Straßen zu schützen, wurden an vielen Orten, so auch in Friesenrath auf dem Gelände des heutigen Friesenrather Hofes, Warttürme errichtet.
Die Höhe eines solchen Turmes ist nicht bekannt, doch Funde in dieser Gegend sagen aus. dass der Turm 90-100m² Bodenfläche bedeckt haben muss. Die Türme waren so gebaut, dass in den unteren Räumen eine kleine Besatzung Platz hatte. Um das obere Stockwerk war eine hölzerne Galerie für die Wächter angebracht. Zudem waren die Türme durch einen Wall oder durch Palisadenzäune vor etwaigen Angreifern geschützt. Da die Türme ausschließlich auf hochgelegenen Stellen errichtet wurden, konnte somit die ganze Gegend unter Kontrolle gehalten werden. Neben den Türen lagen je ein Heu- und ein Holzhaufen, um am Tage mit Rauchzeichen und in der Nacht durch den Feuerschein Nachrichten oder bei Bedarf Alarm geben zu können.
Der Wachtdienst wurde nicht von römischen Soldaten, sondern wie die Funde beweisen, von den germanischen Landesbewohnern, zu deren Schutz die Türme auch errichtet waren, versehen. Aus diesem Grunde lagen die Behausungen der Wachleute in unmittelbarer Nähe. Noch heute finden wir an den Stellen, wo früher die Warttürme gestanden haben, oftmals alte Bauernhöfe, so auch hier in Friesenrath.
Der Name Friesenrath ist ein zusammengesetztes Wort von frisch, d.h. neu und rath, roth oder roeden, d.h. urbar machen, und das Ganze bedeutet: frische Rodung – Urbarmachung.
Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Ort seinen Namen des öfteren verändert, von Vreyßenrayde – Vreyßenroide und Vresenroide bis in die heutige Zeit Friesenrath.
So findet man um das Jahr 1300 die ersten Rechte über unsere Gegend. Hier heißt es zum Beispiel:
Die markgräflichen Höfe zu Vreysenroide, Venwegen und Haen haben nach dem Weistum des Reichswaldes von 1342 das Recht, ihr Vieh in diesen Wald zu treiben und dort weiden zu lassen und ihr nötiges Holz darin zu fällen.
Eine besondere Bedeutung hatte der Mischwald des Münsterlandes für die Schweinezucht, da der Wald reichlich Eicheln und Bucheckern bergab, die der Schweinemast sehr zu Nutzen kamen. Die Bewohner Friesenraths und der Umgebung teilten Freud und Leid mit ihrem Landesherren, dem jeweiligen Abt von Kornelimünster. Ganz besonders schlimm war die Zeit im 16. – l7. und 18. Jahrhundert, wo das Land von Kriegen heimgesucht wurde und die Bewohner schwer darunter zu leiden hatten. Dazu kamen noch Seuchen und Erdbeben, die den Bewohnern das Leben schwer machten.
Noch schlimmer wurde es am Ende des 30jäbrigen Krieges (1618-1648), als die lothringischen Truppen plündernd durch die Lande zogen. Am 15. Dezember 1648 fielen sie über die Bauern des Monschauer Landes her und bedrängten sie hart. Diese baten die Bewohner des Münsterlandes um Hilfe. Die leisteten dem Ruf Folge. Dabei kam es bei Kalterherberg zum Kampf zwischen den Lothringern und den vereinigten Bauern. Bei diesem Kampf mussten 103 Bauern aus dem Monschauer Land und 56 Bauern aus dem Münsterland ihr Leben lassen. Hinzu kamen die Pest, Cholera und Ruhr, die vielen Menschen das Leben kostete.
Nachdem man im Münsterland einige Jahrzehnte ruhig und in Frieden gelebt hatte, bezogen französische Revolutionsheere am 18. Dezember 1792 im Abteigebiet Quartier. Die Bevölkerung belegte man mit Kontributionen. Die Not und das Elend herrschten auch in Friesenrath. Die Friesenrather Bevölkerung war den Eindringlingen keineswegs gut gesonnen und verhielt sich ablehnend ihnen gegenüber.
So wird z.B. vom Friesenrather Hof während der französischen Besatzungszeit berichtet, dass Gespanndienste für die Franzosen an der Tagesordnung waren. So musste auch eines Tages der damalige Pächter des Hofes mit nach Maastricht fahren. Als man ihn von da weiter mitnehmen wollte, rückte er bei Nacht und Nebel mit seinem Gefährt aus und erreichte nach 3 Tagen seinen Hof wieder.
Dort hatten mittlerweile Truppen eines wallonischen Dragonerregiments einen unliebsamen Besuch gemacht. Das Gehöft war umstellt und alles einigermaßen Wertvolle mitgenommen worden: selbst die Ringe hatte man den Frauen von den Händen gerissen.
In Hahn hatte dieselbe Bande geräubert. Die Bewohner von Hahn und Friesenrath beschwerten sich bei der französischen Regierung und erhielten den Bescheid, wenn die Kerle nochmals kämen, sie wie räudige Hunde abzuschießen. Die Bevölkerung hielt diese Aussage für eine formelle Ermächtigung, und als nach kurzer Zeit wieder eine Räuberbande desselben Regiments erschien, versteckten sich ungefähr 10 Leute hinter den Hecken des Hohlweges zum Friesenrather Hof. Als die Reiter zurückkehrten, empfing sie ein mörderisches Feuer. Drei der Reiter sanken tot zu Boden, die anderen entkamen. Doch jetzt brach ein fürchterliches Strafgericht herein. Der Friesenrather Hof und der Ort Hahn erhielten ein ganzes Jahr lang 100 Mann französische Infanterie als Einquartierung, ohne auch nur einen Heller Entschädigung zu bekommen. Dazu mussten noch 100 Taler Buße aufgebracht werden.
Durch solche Nöte zur Selbsthilfe gezwungen, schlossen sich vor allem im 16. und 17. Jahrhundert in vielen Orten die Bewohner zu Vereinigungen zum Schutze der Heimat zusammen. Die erst viel später gegründeten Vereine hatten andere Verpflichtungen, zum Beispiel die Gemeinschaft, den Glauben und die Heimatverbundenheit zu repräsentieren.
Die Gründung der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Friesenrath erfolgte im Jahre 1900, also verhältnismäßig spät.
Hans Jansen (HaJa)